Was bringt Yoga wirklich? Folge 1

Und dann sitze ich nun da, auf der samt-dunkelgrünen Couch, bei uns im Yogastudio.
Und mein Gegenüber fragt mich doch tatsächlich:
„Was bringt Yoga eigentlich?“
Ich schaue ihn an, wie er so dasitzt, absolut tiefenentspannt, als hätte er gerade einen Joint geraucht.
Natürlich hat er keinen geraucht, aber der Ausdruck in seinem Gesicht, diese tiefe Entspannung ,da könnte man das schon vermuten.
In Wirklichkeit hat er am Ende der Vinyasa-Power-Yoga-Stunde
einfach zehn Minuten in Shavasana gelegen.
Um nun auf seine Frage zurückzukommen, was Yoga bringt,
ich würde ihm jetzt am liebsten einen Spiegel vorhalten,
damit er sich selbst sehen kann.
Mach ich natürlich nicht, das ist ja unhöflich.
Also frage ich ihn: „Wie geht es dir denn jetzt nach der Yogastunde?“
Und er sagt: „Gut.“
Ich nicke.
Gut, denke ich mir.
Das ist ja mal eine tiefgehende Analyse.
Aber na ja, wenn einem just in diesem Moment die Batterien aufgeladen wurden,
kann man schon mal sprachlos werden.
Bei Ihm sind gerade auf einmal alle Anspannung und der ganze Stress abgefallen, durch Atmen und Bewegen.
Also sage ich zu ihm: „Und genau das macht Yoga!
Es sorgt dafür, dass es dir gut geht.“
Dann füge ich hinzu:
„Das Ziel von Yoga ist, den Geist zur Ruhe zu bringen und damit Körper,
Geist und Seele zu vereinen.“
Er schaut mich an, als hätte ich ihm gerade eine Formel
aus der Quantenphysik vor den Kopf geworfen und ihn gebeten, diese zu lösen.
Nun beginne ich wieder von vorne:
„Stell dir vor, du hast gerade einen Stock in einen See geworfen, und dabei hat sich dein teures Armband gelöst und fliegt hinterher.“
So nebenbei, ist mir das tatsächlich schon passiert.
Nicht mit einem Stock, sondern mit einem Stein, den ich geworfen habe.
Und es war auch kein teures Armband, sondern eine Perlenarmband,
die ich mir als Urlaubs-Erinnerung mitgebracht hatte, bei einem SUP-Ausflug mit den zwei befreundeten Yogalehrerinnen Xenia und Shirin.
Ich habe die Kette übrigens nie wiedergefunden.

Kommen wir wieder zurück zu Stock und Armband.
Ich erkläre also weiter:
„Durch den Aufprall des Stocks fängt der See an, sich in Wellen zu bewegen und wird unruhig.
Kannst du dann dein Armband am Grund des Sees noch sehen?“
Er schaut mich an, immer noch ein wenig wie bekifft, und sagte „Naja, eher wohl nicht.“
Genau“, meinte ich, und erkläre weiter:
„Jetzt stell dir vor, der Grund des Sees ist dein Inneres, und das Wasser sind deine Gedanken.
Wenn deine Gedanken in Bewegung sind, also aufgewühlt, kannst du dann dein Inneres sehen?“
„Ich schätze nicht“, kam von der andern Seite der Couch.

„Jetzt stell dir vor“, rede ich weiter, „es gäbe eine Möglichkeit, die Wellen des Sees zu beruhigen, sodass du auf den Grund schauen kannst, was würdest du dort finden?“
Nach kurzem zögern von Ihm : „Ich schätze, mein Armband.“
Ich :„Genau, deinen Schatz, dein Armband! Und das ist das, was Yoga macht! Yoga hilft dir, deinen inneren Schatz zu finden.“
„Aha“, bekomme ich zurück.
„Das, was du aber gerade mit uns da im Kursraum gemacht hast“, scherzt er von der Seite „war alles andere als Gedanken glatt ziehen. Ich habe selten so geschwitzt wie gerade in deiner Yogastunde, das waren ja fast saunaähnliche Verhältnisse!“
„Gut, dass Du das erwähnst“ lache ich
„Das nächste Mal muss ich an das Eukalyptusöl denken, und das Ganze als Special-Kurs verkaufen.“
Aber zurück zum Thema: „Was bringt Yoga eigentlich?“
Während wir da so sitzen, immer noch auf der dunkelgrünen Samtcouch, und ich in dem passenden Sessel mit einer Tasse Tee, frage ich ihn weiter: „Wie geht es dir denn gerade körperlich?“
„Weißt du, Chris, ich hatte ja vorhin, bevor die Stunde angefangen hat, ein bisschen Kopf- und Rückenschmerzen.“ Klärte er mich von der Couch aus auf, und spricht weiter
„Ich hatte wieder einen langen Tag im Büro und habe mich kaum bewegt.
Aber jetzt, nach der Yogastunde, geht es meinem Rücken gut, und die Kopfschmerzen sind weg.“
Na, da haben wir’s doch, denke ich mir, und frage noch mal nach:
„Wenn du dich vor der Yogastunde nicht so gut gefühlt hast und es dir jetzt besser geht?
was glaubst du, bringt Yoga dann?“
Die Antwort kommt direkt.
„Yoga bringt, dass es mir besser geht.“
Als wir dann beide an unserem leckeren Chai-Tee nippen und kurz die Ruhe genießen,
sage ich zu meinem Gegenüber:
„Und es bringt noch viel mehr. Aber da würde ich sagen,
reden wir ein andermal drüber. Es gibt so viele wissenschaftliche Studien darüber,
was Yoga bewirkt. Heute haben wir über eine bis zwei gesprochen,
nächste Woche erzähle ich dir mehr davon.“
Wir lesen uns bald wieder Dein Chris

